2020 (Wettbewerb/Competition), 2021-2025 (Realisation/Realization)
Espenhof West, Zürich / Espenhof West, Zurich
In Zusammenarbeit mit Weyell Zipse Architekten / In collaboration with Weyell Zipse Architekten
Glück im Alter
Ab welchem Alter ist man das eigentlich: „Alt“? Medizinischer Fortschritt und steigender Wohlstand bedingen, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung in westlichen Industrienationen kontinuierlich ansteigt. Damit verschiebt sich auch die Wahrnehmung was Alter bedeutet. Das Renteneintrittsalter von 65 Jahren hatte bei der Einführung der AHV 1948 sicher noch eine ganz andere Bedeutung. So kann man heute davon ausgehen, dass bei durchschnittlicher Gesundheit mit 65 Jahren noch bis zu einem Drittel eines Lebens vor einem liegen kann. Wie man diese Zeit verbringen möchte, bzw. es sich leisten kann sie zu verbringen, hängt natürlich auch von den finanziellen Möglichkeiten eines jeden ab. Die Wohnungen im Espenhof West richten sich an eine Bewohnergruppe die vital genug ist um nicht betreut werden zu müssen, aber deren finanzielle Mittel so begrenzt sind, dass sie auf einen günstigen Mietzins angewiesen sind. Dass man sich kein Einfamilienhaus auf dem Land oder gar am Meer leisten kann um seinen Lebensabend zu verbringen, sondern in einer kollektiveren Wohnform auf begrenztem Raum in der Stadt lebt, muss dabei nicht weniger glücklich machen. Im Gegenteil: Der Ökonom Bruno Frey, einer der Pioniere der Glücksforschung von der Universität Zürich, sieht als Quintessenz von Glück nicht etwa finanzielle Unabhängigkeit, sondern vor allem die Relevanz von persönlichen Beziehungen – Freunde, Familie, Bekannte: „Es macht zufrieden, gute Beziehungen zu anderen Menschen zu haben, und seien es auch nur eher lose Bekanntschaften, die man hin und wieder pflegt“ (*aus „Dieser Mann weiß, was uns glücklich macht“, Die Zeit, 2o.06.2019). Die geringe Grösse der Bebauung Espenhof West besitzt das Potential, eine nachbarschaftliche Gemeinschaft mit lebendigen Beziehungen entstehen zu lassen. Dabei kommt den Begegnungszonen innerhalb des Gebäudes eine besondere Rolle zu. Wir glauben an das Entstehen eines gemeinschaftlichen Geistes, wenn die Architektur es schafft Räume in unterschiedlichen Abstufungen von Privatheit zu definieren, wenn persönlicher Rückzug ebenso möglich ist wie informelle Begegnung oder öffentlichere Versammlungen.
Was wäre, wenn sich Erschliessungsbereiche nicht wie anonyme Korridore anfühlen, sondern wie ein geteiltes Wohnzimmer? Können interne Fenster von Wohnungen zu Erschliessungsräumen dazu beitragen, dass sich die unterschiedlichen Bewohner individuell ausdrücken können, und den privat – öffentlichen Bezug je nach Laune steuern? Das vorliegende Projekt verfolgt das Ziel, diese Themen innerhalb der engen Vorgaben einer kostengünstigen und effizienten Bebauung zu behandeln. Das räumliche Gerüst besteht aus einer „rue intérieur“, die vertikal sowie horizontal alle Wohnungen erschliesst. Strukturell ist dieser Erschliessungsraum als Betonkonstruktion ausgeführt, im Gegensatz zum umliegenden Holzrahmenbau. Der Korridor erstreckt sich über die gesamte Gebäudelänge, wird durch Nischen und Aufweitungen gegliedert, und an beiden Enden, sowie über ein Oberlicht in der Mitte, mit Tageslicht versorgt. Parkett als Bodenbelag erzeugt eine warme und wohnliche Grundstimmung, und gibt der Erschliessung die Atmosphäre eines erweiterten Wohnbereiches. Jede Wohnung besitzt ein Fenster zur „rue intérieur“, das – über Vorhänge regulierbare – Einblicke in die Küche, und Ausblicke von der Wohnung in den Erschliessungsbereich ermöglicht. Geflieste Sitzbänke laden zum spontanen Verweilen und nachbarschaftlichen Plaudern ein, und erinnern an wohlig beheizte Kachelöfen in den Wintermonaten. Elemente wie eine eigene kleine Eingangslampe oder ein privates Postfach für hausinterne Mitteilungen bilden die Schwellenräume der Eingangsbereiche aus. In einer kleinen Wohnung zu wohnen kann sich so auch anfühlen als würde man ein eigenes Haus besitzen.
/
Happiness in old age
From which age is one actually “old”? Medical progress and increasing prosperity result in a continuous increase of the average age in western developed economies. This leads also to a shift in perception about the meaning of age. The retirement age of 65 years surely had a different connotation at the time of introduction of the Swiss pension system AHV in 1948. Nowadays, one might expect that, being blessed with average health, up to a third of one`s lifetime is still laying ahead. How one wants to spend this time, or can afford to spend it, of course depends on the financial possibilities of each. The flats in the Espenhof West estate are provided for a group of residents that is still vital enough to not have to be looked after, but have limited financial ressources, and thus depend on a low rental price. The fact that you cannot afford a single family house on the countryside or even seaside to spend your evening of life, but instead live in a more collective form of living with limited amount of space in the city, does not have to make you less happy. On the contrary: The economist Bruno Frey, one of the pioneers of happiness research from the University of Zurich, regards as the quintessence of happiness not financial independence, but above all the relevance of personal relations – friends, family, acquaintances: “It makes content, to have good relations to other people, even if it is just loose acquaintances, that you maintain every now an then” (*from “This man knows, what makes us happy”, Die Zeit, 20.06.2019). The small size of Espenhof West offers the potential, to establish a neighbourly friendship with vital relations. The areas of encounter play a key role in this social constellation. We believe in a creation of collective spirit, if the architecture manages to introduce spaces with different gradients of privacy, when personal retreat is equally possible as informal encounter or public gatherings.
What if circulation areas would not feel like anonymous corridors, but like a shared living room? Can internal windows of flats to circulation areas contribute to an individual expression of the different inhabitants, and adjust the private – public relationship according to mood? This project aims to deal with these topics within the tight framework of a low budget and efficient construction. The spatial structure consists of a „rue intérieur“, that vertically and horizontally accesses all flats. Structurally, this circulation zone is executed as a concrete construction, in opposition to the surrounding timber frame construction. The corridor spans accross the whole building length, is articulated through niches and widenings, and at both ends, as well as with a top light in the middle, lit by daylight. Parquet as a floor material creates a warm and residential atmosphere, and gives the circulation a “Stimmung” of an extended living area. Every flat has a window to this „rue intérieur“, that provides views into the kitchens as well as views back to the corridor, which can be regulated with curtains. Tiled benches invite for a spontaneous break and neighbourly chats, and carry the memory of warmly heated tiled stove in the winter months. Elements like an own entry lamp or private post box for house-internal messages form these areas of threshold. Living in a small apartment can thus also feel like owning your own home.